Etappenlauf Albanien
Bericht von Ursel

Wilde  Hunde in Albanien, Etappenlauf, 220km in 6 Tage

10.09.-15.09.2017, +8000m/ -8136m

Wie kommt man darauf in Albanien zu laufen?  Das ist Abenteuerlust und pure Neugier  in fremden Kulturen zu  laufen.

Albanien ist ein Staat auf  der Balkaninsel und grenzt im Norden an Montenegro und den Kosovo, im Osten in Mazedonien und im Süden an Griechenland.

Albanien gehört immer noch zu den ärmsten Länder Europas und wurde vor wenigen Jahren  erst für Touristen  geöffnet.

Bis auf die Hauptstadt Tirana ist es dort noch sehr unberührt und  wenig erschlossen.

Da wir quer durch Albanien laufen, werden wir viele ursprüngliche Landschaften sehen.





Wir treffen vor Ort   eine große „Läuferfamilie“   und es ist  ein freudiges Wiedersehen.

Die   erste große Herausforderung beginnt zuhause beim Packen.   Wir sind auf dem gesamten Etappenlauf  Eigenversorger, nur heißes Wasser steht  uns zur Verfügung. So stehe ich in der Vorbereitungsphase vor meiner gepackten Sporttasche und weiß nicht ob ich weinen oder lachen sollte. 10kg Gesamtgepäck sind  erlaubt, aber satte 15kg zeigt mein Gepäck auf der Waage an.

Es ist alles drinnen was wir in den  6 Tage  benötigten, Sportwäsche, Campingwäsche,  Isomatte, Schlafsack,  Trail-Rucksack, Essgeschirr,  6x Müsli, Nüsse, Trockenobst  „Trockenfutter“ für Mittags , 2 paar Laufschuhe, Toilettenpapier, Feuchtpapier, Notfallapotheke  und das Allernotwendigste zur Katzenwäsche.

Von einigen „überflüssigen Dingen“ muss  ich mich trennen. Irgendwie ist es mir gelungen das Ganze auf 10kg zu reduzieren.



Am 8.September fliegen wir um 10. 50 Uhr von Frankfurt über Wien nach Albanien.

Leider startet das Flugzeug  wir von Frankfurt schon mit 45 Min. Verspätung,  so dass wir unseren Anschlussflug  von Wien nach Tirana verpassen.  Wir bekommen  einen Ersatzflug um 22.20 Uhr, das bedeutet 9 Std.  Aufenthalt in Wien. Neue Ankunftszeit war nachts  1.30 Uhr in Tirana. Wir nehmen Kontakt mit dem Veranstalter auf  und uns wurde ein Transfer zugesichert.

Eine kurze Nacht steht  bevor, denn am Samstag um 8 Uhr müssen wir bereits zur Ausrüstungskontrolle.

Die Pflichtausrüstung sowie das Gewicht  werden  akribisch   kontrolliert.



Nach dem anschließendem Frühstück fahren  wir  mit einem Bus ins Landesinnere  zu unserem 1.  Zeltlager in Berat.



Berat zählt zu den ältesten Städten  Albaniens  und gehört dem UNESCO Weltkulturerbe an. Als erstes nehmen   wir  die  mittelalterliche Festungsburg auf einem großen felsigen Hügel wahr.



Genau da ist  unser Zeltlager aufgebaut.  Die kleine „ Zeltstadt“  steht  im Halbkreis in einem wunderbaren Ambiente.



Wir richten uns in den Zelten ein und   wer will kann in die Altstadt gehen oder sich einfach nur ausruhen.

Der Blick von der Burg von oben ist grandios und erstreckt sich über das ganze Tal.



Um 17 Uhr erstes findet das  Briefing für die 1. Etappe statt.





Gegen 20 Uhr wird  es still in unserem Zeltlager denn frühes Aufstehen ist angesagt.

Start  ist  um  8 Uhr, das bedeutete  Aufstehen, Frühstücken, alles wieder einpacken und   das  das Zelt „besenfrei“   räumen.



Jeder Morgen folgt  nun 6 Tage lang diesem  Muster.



Zum Start gehen   wir gemeinsam hinunter zur  Promenade in die Stadt.

Wir werden offiziell von der Bürgermeisterin begrüßt, danach  singt eine Kindergruppe die Nationalhymne von Albanien.







1. Etappe 38km, 1300Hm

Die 1. Etappe ist  mit nur 1300hm Hm eine leichtere Etappe und so sind wir nach 6 Std. im Ziel. An die Temperaturen müssen   wir uns allerdings erst gewöhnen,   Ein größeres Problem  sind  die vielen  streunenden  Hund die plötzlich auftauchen.  Einige Verhaltensregeln werden  uns  mit auf den Weg gegeben.

Zuerst geht   es an einem Flussbett entlang und danach folgt   eine  langegezogene, leichtere Steigung die sich später zu einer heftigen Steigung entpuppt wird.   Durch die Hitze ist das  schon eine große   Herausforderung.





 Das Ziel ist in einem Dorf und wir übernachten in einer alten Schule. Wir werden in den Räumen aufgeteilt und richten uns mit 6 Läufern in einem Raum ein. Die Ohrenstöpsel sind  ab sofort  unsere nächtlichen Begleiter.





2. Etappe:  36,6kkm 1200 Hm+/1600HM-

Der Start folgt um 7 Uhr, noch ist es angenehm kühl aber heute soll es wieder  sehr heiß werden.

Wir müssen über einen Bergsattel den wir am Start sehen  können.   Über einen Schotterpfad geht es zuerst ca. 6km abwärts,



danach folgt ein  Anstieg über Geröll und Blocksteine



Es bläst ein heftiger Wind und  wir  kämpfen  uns ca. 18m den Berg hoch. Der Abstieg ist sehr technisch, wir  müssen ca. 12km  über  Geröll und Blocksteine bis zu unserem Checkpoint in einem Dorf.



Im Tal laufen wir ein Stück auf einer Straße und nach einer Brückenüberquerung geht es steil hoch zu unserem nächsten Quartier. Die Hitze auf dem Asphalt war brutal, immer wieder mussten wir kleine“ Schattenpausen“ einlegen.

Übernachtet haben wir bei einer Familie mit 5 Läufer, da geht es richtig zivilisiert zu!



Drei Läufer  schlafen im Wohnzimmer auf den Isomatten und  für Ingo und mich wurde das Schlafzimmer hergerichtet.



3. Etappe: 54,8km 2100Hm+/2200hm-

Dies wird unsere Königsetappe sein und alles abverlangen. Gleich auf den ersten 18km müssen wir ca. 1000Hm überwinden.





Durch den Gewitterregen am Vorabend ist es sehr schwül und  rutschig. Wir laufen über viele Blocksteine hoch, die Strecke ist wunderbar für das Auge,  aber sehr anstrengend für die Beine.





Wir begegnen Hirtenfamilien die mit ihren Ziegen einsam  in der kargen Natur leben.



Von weitem kündigen sich Schafherden durch das meckern der Ziegen an.



 Es geht immer wieder  über Schotterpisten sehr steil hoch, wir springen über Steine und überqueren Bäche.





Die Sonne brennt uns erbarmungslos  auf den „ Pelz“ aber  ich kämpfe tapfer, denn ein DNF kommt für mich nicht in Frage.

Ablenkung sind die  Einheimischen die mit Esel oder Pferd unterwegs sind.



Landschaftlich ist es grandios und Fotostopps sind für mich  obligat.



 In den Dörfern ranken rechts und links Weintrauben  an den Häusern.  Die  Einheimischen sind sehr gastfreundlich  winken und  reichen uns  zur Erfrischung die köstliche Frucht.



Die 3. Etappe ist ein ständiges Auf und Ab und die letzten 8km führen uns zu einem See an dem wir die nächste Nacht campieren werden.




4. Etappe: 38,7km 1990HM+/2100HM-

Wieder Start  um 7 Uhr (Aufstehen um 5.30Uhr)  und die ersten 8km sind relativ flach. Danach geht es 9km/1100HM  über einen  Schotter-Trail  steil bergauf.  Der Anstieg ist so anstrengend,  aber oben wird man mit einem  wunderbaren Rundblick bis nach Korfu belohnt.



Der anschließende Abstieg mit steinigem Geröll fordert ebenfalls unsere ganze Aufmerksamkeit.

Wir laufen durch das Bergdorf Lazarat,  bekannt durch den illegalen  Drogenanbau vor Jahren.

Zum Ende der Etappe folgt noch  einmal ein heftiger Anstieg  bevor wir  die restl. 5km hinab zu unserem nächsten Camp laufen. Die Zelte sind innerhalb eines alten Klosters aufgebaut wieder ist es  ein tolles Ambiente.





Heute können wir uns an einem Fluss runterkühlen und  waschen.  Wasser hat  für uns bei diesem Etappenlauf einen  sehr hohen Stellenwert, da wir uns meistens mit Feuchttücher begnügen müssen.  Wir  nutzen jede Gelegenheit die uns die Natur anbietet.



5. Etappe: 1500H+1500H-

Rückblickend ist diese Etappe der anstrengendste und kräftezehrendste Teil  der Woche.

Es geht zunächst flach 4km auf einer Straße entlang,  danach folgt ein steiler Anstieg zu einem Dorf.



Es geht weiter ca. 20km  auf und ab über Wiesen,



tolle Trails durch Wälder mit Überquerung  eines Flusses.



 Wir laufen wieder durch einige Dörfer bis wir über eine Schotterstraße an den Fuß einer Bergkette kommen.



Hier wartet wieder der Checkpoint zum Wassernachfüllen auf uns. Was dann folgt ist für mich ein Aufstieg mit Grenzerfahrung.  Es ist heiß und wir laufen   ewig über  Kehren den nicht enden wollenden Berg hoch. Immer wieder glaubt  man oben zu sein, aber dann folgt die nächste Kehre in die Höhe. Wir laufen voll in der Mittagssonne und das setzt mir wahnsinnig  zu.    Als ich endlich  oben ankomme,  bin ich  so platt dass ich eine Pause einlegen muss. 10 Min Ruhe, essen und trinken um wieder zu Kräften zu kommen ist das wichtigste um die restlichen 10km zu schaffen. Gott sei Dank geht’s 7km nur  abwärts, aber selbst das fällt mir schwer.  Die Beine sind so müde und  so schwer, aber  mein Vorsatz, ich  werde durchhalten bis ins Ziel. Mache wieder viele Fotos, denn wir  sehen die ganze Zeit während des Abstiegs das Meer der Adria.





Die letzten 3km führen  auf der Straße  entlang und Ingo kommt mir mit Cola entgegen. Ich trinke sofort die halbe Dose leer und spüre wie die Lebensgeister zurückkommen.  Im Camp  verkaufen Jungs kaltes  Getränke. Ich  trinke und trinke  eine Dose nach der anderen….. Alle Lebensgeister sind wieder auf 100%

Heute campen wir auf einem Sportplatz mitten im Dorf.



Wir Läufer sind die Sensation und es wartet eine Überraschung auf uns,  denn am Abend findet   ein Folkloreabend für uns statt.



Das ganze Dorf ist auf den Beinen.  Wir sind  zum Essen eingeladen, auf dem Marktplatz  sind Tische und Bänke aufgebaut.



Diese Gastfreundlichkeit   berührt uns alle  sehr.   Nach dem Essen wird getanzt, gesungen und  es werden Reden gehalten um uns zu zeigen wie willkommen wir sind.



6. Etappe 15km 100HM+/100HM-

Die letzte Etappe treten wir durch das gute Essen am Abend mit voller Kraft an.   Es wird früh in 3 Gruppen gestartet und das Ziel ist das antike Amphitheater von Burint (Weltkulturerbe)  Ich laufe mit der 2. Gruppe los.   Wir kommen gut auf der flachen Strecke voran.



Es geht ca. 9 km durch die Felder bis wir ans Mittelmeer kommen.  Wir laufen den letzten km an einem Kanal entlang  bis zu einer Fähre   mit der wir übersetzen.



Für die Wartezeit auf die Fähre und das Übersetzten wird die Zeit gestoppt.

Danach geht es direkt hinein  in den Park von Burint.



Wir laufen durch den sehenswerten  Park und dann am Schluss über Treppen und historischem  Weg geht es hinein in das Amphitheater.



Hier ist das große  Finale und wir werden mit viel Beifall begrüßt.



Grenzenlose Glückgefühle treiben mir Tränen in die Augen. Geschafft…….



Als alle im Ziel sind können  wir uns diese antike Stätte genauer ansehen.



Am späten Vormittag fahren wir mit einem Bus zu  unserer  letzten  Übernachtung, es ist ein Hotel und wir genießen die Dusche in vollen Zügen.

Abends  findet nach einem leckeren  Büffet die Siegerehrung statt. Für jeden Finisher gibt es zur Erinnerung eine wunderschöne  Steintafel, die nun bereits  als 3. Ehrung von Global Limits in unserem Wohnzimmer steht.



Fazit:   Eine tolle und mit viel Herzblut von Stefan Betzelt organisierte Veranstaltung und absolut empfehlenswert für gut trainierte  abenteuerlustige Trail-Läufer.   Vielen Dank an Stefan und seinem Team, es hat alles gepasst, eine super Organisation und perfekte Markierung. Durch euch wurde dieser Lauf wieder zu einem super Abenteuer.


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